Torjäger Kilian Hagspiel im Interview!
Torjäger Kilian Hagspiel gibt einen Einblick, wie er sich nach seiner schweren Lendenwirbelverletzung zurückkämpft
Im Interview mit Marcel Schrattner berichtet Dornbirn´s Torjäger Kilian Hagspiel, von seiner schweren Lendenwirbelverletzung und wie er nur knapp einem Leben im Rollstuhl entgangen ist.
Zuerst einmal, wie geht es dir, Kilian, nach deiner schweren Verletzung? Was ist genau passiert?
Es geht mir den Umständen entsprechend gut. Es ist im Großen und Ganzen eine schwere Zeit mit Höhen und Tiefen. Bei einem Skitag Mitte Februar kam ich beim Skifahren zu Sturz. Nach einem Verschneider kurz vor einem Hügel wurde ich ausgehebelt und stürzte den Hang bis ins Flache der Piste hinunter. Durch riesiges Glück kam ich mit den Füßen zuerst auf und stürzte danach. Ich hatte einen großen Schutzengel.
Wie hast du dich gefühlt, als du die Diagnose der Lendenwirbelverletzung erhalten hast?
Nach dem Sturz dachte ich zuerst nicht, dass es etwas Schlimmes sein würde. Ich versuchte meinen Rücken einzurenken und da sich der Schmerz in Grenzen hielt, fuhr ich sogar noch weiter Ski. Erst als ich zuhause ankam und nicht mehr allein aus dem Auto aussteigen konnte, merkte ich, dass doch etwas nicht stimmte und benötigte ärztliche Hilfe. Im Krankenhaus erhielt ich dann die Diagnose eines Lendenwirbelbruches, der nur haarscharf an einer Querschnittslähmung vorbei schrammte. Anfangs konnte ich es noch nicht ganz realisieren, was für ein Glück ich wirklich hatte. Die Ärzte nahmen mich stationär auf, da sie nicht sicher waren, wie stabil der Bruch war und ob eine Operation notwendig war. In dieser Zeit machte ich mir große Sorgen um meine Gesundheit, aber auch darüber, was der Unfall für meine Karriere als Sportler bedeuten würde. Rückblickend bin ich dankbar, dass ich nicht mit dem Rücken oder Kopf zuerst aufgekommen bin und hatte Glück im Unglück.
Eine schwere Zeit steht physisch und psychisch gerade an. Wie verläuft dein Rehabilitationsprozess, und welche Therapien sind am effektivsten?
Es ist eine Herausforderung in beiden Hinsichten. Nach wenigen Tagen bekam ich ein Taubheitsgefühl im rechten Bein. Das sind Momente, wo man dann Angst bekommt. Es bringt einen zum Nachdenken, da man noch nicht genau weiß, weshalb ich dieses Gefühl hatte und man es noch genauer untersuchen musste. Ansonsten verläuft alles mehr oder weniger planmäßig. Ich habe viele helfende Hände wie Familie, Freunde, Therapeuten und viele mehr, die mir bei dem Prozess geduldig helfen. Leichte Übungen sowie Strom- und Wassertherapien helfen im Moment am besten.
Du warst bis Dezember wieder in Topform, führtest weit abgeschlagen die Top-Scorerliste in der Schweizer NLA an, und auch mannschaftlich war man ganz vorne dabei. Doch dann kam ein Einbruch, dein Knie spielte nicht mehr mit, und mit dir fiel auch das Team in ein Loch (viele verletzte Spieler, Rotstrafen usw.). Was denkst du, bis wann du deinem Team wieder zur Verfügung stehen kannst?
Klar, der Saisonstart auf dem Papier war gut, aber es war eine echte persönliche Achterbahnfahrt. Eine Spielsperre, schlechte Form bei der Weltmeisterschaft, Krankheiten und eine Knieverletzung haben mir immer wieder den Rhythmus genommen. Wann und ob ich wieder wie vorher spielen kann und will, stehen im Moment außer Frage, die Gesundheit geht vor. Ich habe vorerst 12 Wochen Sportverbot, danach heißt es langsam wieder zu beginnen und zuerst Muskeln aufzubauen. Ich werde mir aber zeitlich kein Ziel setzen oder Druck machen. Vorerst möchte ich wieder schmerzfrei und ohne Angst Sport treiben können. Dabei denke ich jedoch nicht an Spitzensport. Stattdessen werde ich auch in Zukunft einen Schritt zurücktreten, um anderen Dingen im Leben sowie meiner Gesundheit Priorität einzuräumen.
Gab es bisher Momente, in denen du sogar deine Karriere in Frage gestellt hast?
Ja, ich habe mehrmals darüber nachgedacht und mir verschiedene Möglichkeiten überlegt. Dabei bin ich auch öfters über das „Warum“ gestolpert? Jeder Sport auf höherem Niveau schluckt viel Zeit, Urlaube und Wochenenden, zudem machen teilweise fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen alles zunichte. Um wieder an die Leistung anzuknüpfen oder stärker zurückzukommen, sind viele Faktoren wie Zeit, Aufwand, … notwendig, die ich nicht mehr opfern möchte. Einen endgültigen Entschluss habe ich noch nicht gefasst. Ich werde es auf mich zukommen lassen und keine voreiligen Entscheidungen treffen. Am Ende werde ich auf mein Bauchgefühl hören und mich selbst fragen.
Wie hat dich deine Verletzung als Person verändert und wie gehst du damit um?
Ich bin dankbarer, sehe vieles anders und es hat meine Denkweise verändert. Es gibt wichtigere Dinge im Leben, und diese sollte man mehr schätzen und nicht vernachlässigen. Ich bin dankbar, dass ich die Chance habe, selbst das Beste daraus zu machen und mehr auf mich schauen zu können und das zu tun, was ich tun möchte.
Du hast oben den Schutzengel genannt. Welche Bedeutung hat dein Glaube oder deine mentale Stärke bei der Genesung?
Mein Glaube hat eine große Bedeutung und hilft mir in herausfordernden sowie in guten Zeiten. Jede schwere Zeit hat auch etwas Gutes und einen Grund. Ich versuche immer, das Gute zu sehen, dankbar zu sein und positiv zu bleiben. Ich bin im Grunde genommen glimpflich davongekommen, und ich muss mehr als froh sein, dass es mir viel schlimmer gehen könnte. Ich denke, solche Gedanken helfen mir mental sehr und lassen mich nach vorne schauen.
Wie hat dich dein Verletzungsprozess als Person und als Sportler gestärkt oder herausgefordert?
Vor allem in den ersten Tagen begleitete mich der Sturz visuell in Gedanken immer und immer wieder. Es fiel mir sehr schwer, über das Geschehene zu sprechen, da es mich innerlich sehr belastete. Im Nachhinein denke ich, dass es mich gestärkt hat und ich viel Zeit zum Nachdenken und mit mir selbst habe. Zum Beispiel stellte ich mir oft die Frage, ob ich Sachen bereuen würde, wenn der Sturz anders ausgegangen wäre. Das hat mich wachgerüttelt und gezeigt, was ich wirklich will und was zählt. Als Sportler denke ich, dass es mich stärkt, Abstand von allem zu haben und den Sport als Außenstehender zu betrachten.
Was sind deine Zukunftspläne nach deiner Verletzung und wie beeinflusst sie deine Karriere als Sportler?
Mein Ziel wird es in Zukunft sein, das Leben zu genießen und das machen zu können, wonach mir gerade ist und zu nichts verpflichtet zu sein. Ich werde mich in erster Linie auf mich und meine Gesundheit konzentrieren, es auf mich zukommen lassen und wenn es dann so weit sein sollte, wieder die Rollschuhe schnüren. Den Sport werde ich zukünftig eher als Hobby betrachten und nicht mehr als Spitzensport. Spiele mit Schmerzmitteln oder alles hinter den Sport zu stellen wird es in Zukunft bei mir nicht mehr geben.
Dein Team kämpft gerade im Playout um den Ligaerhalt in der NLA. Wie sind deine Einschätzungen und was möchtest du deiner Mannschaft mit auf den Weg geben?Die Ausgangslage ist im Moment nicht einfach, dennoch glaube ich ans Teams, den Matchball in Wimmis abzuwehren und ein entscheidendes Heimspiel zu erzwingen, um den Klassenerhalt sicherzustellen. Wichtig wird sein, das Momentum beizubehalten und Wimmis keine Teilerfolge oder gar Geschenke zu geben. Nun gilt es nochmals alle Kräfte zu bündeln, ich wünsche den Jungs in Wimmis viel Glück.
Kilian, danke für das Interview, beste Genesung und alles Gute!